Future Digest Nachhaltigkeit

Transformations­thema Sustainability: Vom Nebenschauplatz zum Unternehmensziel

| 3.8.2021 | „Nachhaltigkeit ist längst aus der früheren Nische in den Mainstream gewandert“, sagt  Thomas Krick vom Beratungshaus Deloitte in einem Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit. „Der breite Markt verlangt sie heute – nicht nur die oft zitierten Millennials, sondern auch immer mehr andere Bevölkerungsgruppen interessieren sich für nachhaltige, gesunde, umweltverträgliche Produkte und Ernährung. Unzählige Startups engagierter junger Entrepreneure haben sich genau dieses Themas angenommen, von veganer Nahrung bis zu Recycling. Wer diesen Trend am Markt verschläft, sieht neben der nachhaltigen Konkurrenz schnell ziemlich alt aus.“

Die Expert:innen von Deloitte haben  deshalb drei Bereiche identifiziert, in denen zielführende Transformation vorrangig ansetzt:

Sustainability muss

  • auf der Führungsebene verankert,
  • systematisch gemessen und erfasst und
  • in die Strategie- und Innovationsprozesse integriert werden

Das Umdenken – so Kern – muss sich an den ökologischen und sozialen Missständen orientieren. Daraus ergeben sich vielfältige Chancen für Unternehmen, wenn sie ihr Handeln konsequent darauf ausrichten.  Hier einige Beispiele: Weg von der linearen Ressourcen-Verwendung hin zur zirkulären Rohstoff-Ökonomie, weg von sozial fragwürdigen Lieferketten hin zu neuen und verträglicheren Modellen, sind nur einige der Vorschläge, die in dem Beitrag von Deloitte dezidiert genannt werden.

Siehe hierzu:

https://www2.deloitte.com/de/de/pages/risk/articles/sustainability-transformation.html

Ernst Ulrich von Weizsäcker über die „Effizienz-Revolution“ oder „Das Entkoppeln des Wohlstandes vom Verbrauch“

14.6.2021 | In seinem Buch „Faktor 5“ und in greenspotting legt Weizsäcker dar, dass wir den gleichen Wohlstand mit einem Fünftel des heutigen Ressourceneinsatzes schaffen können. Produkte dürften jedoch nicht zusätzlich verbilligt werden und damit neue Nachfrage auslösen. Dieser „Rebound-Effekt“ müsste vermieden werden. Im Gleichklang mit der Effizienzverbesserung müssten die Energie- und Rohstoffpreise steigen und der Wohlstandsgewinn eher in Richtung Kultur und Bildung statt in Wegwerfkonsum stattfinden.

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Weizsäckers Zielrichtung ist klar: „Wir müssen dringend dafür sorgen, mehr Wohlstand, mit weniger Fußabdrücken, mit weniger Energieverbrauch, weniger Wasserverbrauch, weniger Mineralienverbrauch zu erreichen.“ Dies kann jedoch nicht vom Markt her kommen und deshalb fordert Weizsäcker ein Wiedererstarken des Staates. Denn die Aussage, dass der Markt viel besser sei als der Staat ist bezogen auf die Wohlstands- und Ressourcenentwicklung so nicht mehr haltbar. Hier gibt es Parallelen zur Modern Monetary Theory, wie sie auch von Alexandria Ocasio-Cortez vertreten wird.

Titelbild; Weizsäcker

Siehe hierzu:

https://www.bpb.de/mediathek/242841/was-tun-fuer-eine-nachhaltige-zukunft-der-menschheit   

https://greenspotting.de/2021/03/29/die-billig-tour-bringt-momentan-noch-wachstum-und-arbeitsplaetze-das-macht-diese-ideologie-enorm-stark/   

Globale Konsumproteste – Rebellion gegen Hoffnung und Hype

2.9.2020 | Gottfried-Duttweiler-Institut /Studie | „In Zeiten weltweiter Proteste erhält auch die Konsumkritik neuen Auftrieb. Konzerne und globale Marken laufen Gefahr, als Teil jenes Systems gesehen und behandelt zu werden, gegen das sich der Protest richtet.“ Diese Feststellung treffen die Autoren Christine Schäfer, Karin Frick und Detlef Gürtler in der kürzlich fertiggestellten GDI-Studie „Globale Konsumproteste: Rebellion zwischen Hoffnung und Hype“.

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Proteste trotz Pandemie 

Wer erwartete, dass die Menschen durch die Covid-19-Pandemie verstummen würden, irrte. Zwar war man zum Stubenarrest aufgerufen, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen. Die Kundgebungen verschoben sich dadurch einfach von der Straße in die eigenen vier Wände. Allerdings taten sie dies nur für kurze Zeit und nicht generell.

 Konsumkritik erhält Auftrieb

 In Zeiten weltweiter Proteste erhält auch die Konsumkritik neuen Auftrieb. Konzerne und globale Marken laufen Gefahr, als Teil jenes Systems gesehen und behandelt zu werden, gegen das sich der Protest richtet. Prominente Protestler können wie Influencer wirken: So haben Greta Thunbergs strikter Veganismus und ihr insgesamt klimabewusster Konsum viele Nachahmer in der Bewegung und darüber hinaus gefunden.

Reaktionen: Exit, Loyalty, Voice

In der Protest-Systematik des US-Ökonomen Albert O. Hirschman werden drei grundlegende Reaktionsmöglichkeiten auf Leistungsabfall von Organisationen unterschieden. Exit (Abwanderung, Kündigung), Voice (Kritik, Protest) und Loyalty (Unterstützung, jetzt erst recht). Auf der Strasse zeigen die Protestbewegungen ein Voice-Verhalten. Bezüglich des Konsumverhaltens hingegen optiert diese Aktivisten-Schicht viel stärker für Exit: Verzicht auf bestimmte Güter und Dienstleistungen, Suche nach Alternativen. Ergebnis ist eine Verschiebung des Konsums:

Pflanzliches statt Fleisch, Zug statt Flug, lokal statt global. Von dieser hohen Exit-Bereitschaft können insbesondere neue, innovative Produkte profitieren, weil sie eine relativ geringe Loyalität zu bisherigen Angeboten überwinden müssen.

„Purpose Convenience“ als Marken-Strategie

Fleisch-Scham, Flug-Scham, Konsum-Ekel – vorbei scheinen die Zeiten von unbeschwertem Konsum. Erst kommt die Moral, dann das Fressen. Konsumentinnen sind kritisch geworden, sie hinterfragen mehr und basieren ihre Konsumentscheidungen zunehmend auf Überzeugungen und Haltungen. Das macht es für Unternehmen und Marken mühsam: Sie MÜSSEN für etwas einstehen, Position beziehen und Lösungen für existierende Probleme liefern. Ansonsten drohen Protest und Boykott.

Chance für Unternehmen

Darin liegt allerdings gleichzeitig auch eine große Chance für Unternehmen: Sie KÖNNEN Lösungen für existierende Probleme liefern. Die Anti-Haltung der Bewegung auf der Straße kann sich in eine Pro-Haltung auf den Märkten übersetzen, wenn die angebotenen Produkte tatsächlich zu einer besseren Welt beitragen können. Konsum-Boykott ist anstrengend, «guter» Konsum ist einfacher; die Neigung zur Convenience macht vor Aktivistinnen nicht halt. Mit „Purpose Convenience“ machen Unternehmen es ihren Kunden einfacher, auf der richtigen Seite zu stehen.

Siehe hierzu: 

GDI Studie Nr. 49, Globale Konsumproteste: Rebellion zwischen Hoffnung und Hype von Christine Schäfer, Karin Frick, Detlef Gürtler

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AUTOR/-IN

HN-Redaktion